Akademie der Wissenschaften in Kuba

Die Eingangshalle der Akademie mit der Büste des Arztes und Forschers Carlos Finlay

Das eine Kuba mit seinen Stränden, Bars, der schönen Landschaft und den Ausflügen auf die Zuckerplantagen lässt viele vergessen, wie reich die Wissenschaftsgeschichte des Landes ist. Ich konnte kurz in der Akademie der Wissenschaften forschen und dort zu einigen meiner Forschungsprojekten Dokumente einsehen. Die Akademie ist seit einiger Zeit wieder aus dem Sitz im Capitolio zurück in das Haus gezogen, wo sie 1861 gegründet worden war. Das Capitolio wird nun wieder Sitz des kubanischen Parlaments und das Akademie wird langsam von einem Museum in eine Forschungsstätte umgewandelt. Die Bibliothek bildet die bewegte Geschichte Kubas nach: Die ersten vier Jahrzehnte existierte die Akademie unter spanischer Kolonialherrschaft. Dann wurde die Insel und die Wissenschaftsintitution stark von den USA beeinflusst. Nach der Revolution von 1959 findet sich in den Beständen viel russischsprachige Literatur wieder. Neuere Drucke, besonders internationale Titel aus den letzten zwei Jahrzehnten finden sich jedoch kaum.

Die Bibliothek und das Archiv der Academia de Ciencias ist besonders reich an Manuskripten und Nachlässen der kubanischen Forscher. Mit Carlos Finlay, der den Ehrenplatz im Vestibül hat, steht ein Schwerpunkt: Medizinforschung. Aber auch in Physik, Chemie und Biologie hat die Akademie immer wieder hervorragende Forscher aufgenommen, deren Nachlässe nun einsehbar sind.

Ich konnte ein wenig zur Geschichte der geologischen Forschung und zur Physikgeschichte auf der Insel forschen. Schließlich interessiert mich ja weiterhin die Geschichte der Kohle auf Kuba. Und das Projekt zur Physikgeschichte auf Kuba geht weiter!

Das Archiv mit der schönsten Aussicht: Propaganda Fide, Rom

Petersburg_Gianicolo
Der Petersdom von der Terrasse des Archivs fotografiert (©Helge Wendt)

Den schönsten Blick auf den Petersdom hat man vom Gianicolo. Auf dem Janushügel liegt auch das Archiv der Propaganda Fide, ein Ableger der Vatikanischen Archive. Hier habe ich einige Wochen lang für meine Doktorarbeit geforscht, denn im Archiv befinden sich die Berichte der katholischen Missionare and die Kongregation. Die Missionare wurden einst von der Kongregation ausgesendet, arbeiteten dann in den verschiedenen Weltgegenden, in denen es keine richtige Kirchenstrukturen gab und wo die „Heiden“ zum Katholizismus bekehrt werden sollten. Von dort aus schickten sie ihre Berichte zurück nach Rom. Natürlich sind die Berichte nicht immer Tatsachenberichte. Sie sind selbst schon durch die Mühlen der Missionsorganisation gegangen. Sie wurden auch in der Propaganda selbst bearbeitet, bevor sie dann abgeheftet wurden.

Spannend ist das Archiv aber trotzdem: der Bestand ist äußerst vielfältig. Zum Beispiel zeigen sich die unterschiedlichen Meinungen von Missionaren darüber, ob die „jungen“ katholischen Gemeinden vielleicht eigenständig werden könnten. Eine andere Frage war, ob in den Missionen vielleicht „Einheimische“ zu Bischöfen geweiht werden könnten.

Und natürlich finden sich im entstehenden Weltkatholizismus des 18. und 19. Jahrhunderts bereits die Spannungen, die auch heute noch in der römischen Kirche diskutiert werden: welche Stellung haben Nichtkatholiken? Welche Familienstrukturen sind erlaubt oder werden geduldet? Wie lässt sich kulturelle Vielfalt religiös einheitlich interpretieren?

Nicht nur wegen der Aussicht also, ist das Archiv der Propaganda Fide auf dem Gianicolo eine tolle Erfahrung gewesen.

Die Ergebnisse meiner Forschung habe ich im Buch Die missionarische Gesellschaft veröffentlicht.

Das Alte im Neuen: Aberdeen University Library, Special Collections Center

The Sir Duncan Rice Library, University of Aberdeen, Scotland

Es ist eine schöne Erfahrung, wenn es gelingt, Experten zu überraschen. Als ich mich 2015 auf eine Ausschreibung der Sir Duncan Rice Library in Aberdeen bewarb, gelang mir das. Ich hatte entdeckt, dass in der dortigen Abteilung für Handschriften und alte Drucke ein gewisser Dr. David Skene in den 1750er und 1760er Jahren etwas über Steinkohle geschrieben hatte. Ich war ganz unbedarft an die Sache gegangen, kannte weder viel über die Geschichte des schottischen Steinkohlebergbaus und nichts über die Geschichte der Stadt Aberdeen und der Familie Skene. Ich erhielt das Forschungsstipendium und konnte im Februar 2016 zum ersten Mal in die Granitstadt zwischen Deen und Don fliegen.

Kings College, University of Aberdeen

Die Universitätsbibliothek von Aberdeen ist eindrucksvolle Architektur! Der spielerisch gestaltete, grüne Kubus überragt die ansonsten von grauen Granit- oder Betongebäuden dominierten Stadt. Ehrfürchtig lief ich am ersten Tag an den alten Colleges vorbei, der Sir Duncan Rice Bibliothek immer näher.

David Skene war ein Arzt aus und in Aberdeen, der von 1731 bis 1770 lebte. Er studierte Medizin in Edinburgh und praktizierte ab ca. 1758 ausschließlich in Aberdeen. Einige seiner medizinischen Schriften sind einigen Experten der schottischen Aufklärung bekannt. Ein wenig weiß man auch über sein Interesse an Botanik, über seine Kontakte mit der Royal Society in London und mit dem schwedischen Naturforscher Linné. Soweit wie nichts hat man bisher über sein Interesse an Steinkohle geforscht, über die er mehrere Manuskripte verfasste. Diese Manuskripte entdeckte ich im Katalog der Special Collection, wo außerdem noch Mitschriften aus Chemievorlesungen, Berichte von Besuchen in Steinkohlebergwerke und eine Skizze über eine Naturgeschichte der Steinkohle zu finden sind.

In insgesamt 10 Tagen Arbeit, transkribierte ich die Funde. Erste Ergebnisse stellte ich während meines zweiten Aufenthalts Ende Februar 2017 in der Sir Duncan Library vor. Meine Erkenntnisse werden nun ein Teil meiner Arbeit zur Geschichte des Wissens über Steinkohle im 18. und 19. Jahrhundert.