Auch für die kleine Gruppe von der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werden die Angebote immer mehr, sich „im Internet“ zu präsentieren. Es gibt natürlich die Home- und Mitarbeiterpages der Institution, an der sie gerade beschäftigt sind. Einige Institutionen sind so nett und halten auch für ehemalige MitarbeiterInnen einen Platz vor – schließlich scheint in einigen Branchen die im Internet auffindbare Information ja schon einen höheren Stellenwert zu genießen, als die im Lebenslauf. Hinzu sind in den letzten Jahren Angebote getreten, die es WissenschaftlerInnen ermöglichen, sich teilweise kommerziell, teilweise frei vorzustellen: ich meine researchgate oder academia.edu. Neueste Publikationen und Vorträge können dort präsentiert werden und nicht wenige Nutzende laden ganze Artikel und Bücher hoch. Wie in Socialmedia derzeit so beliebt, kreiert man/frau nun ein eigenes Netzwerk mit „Freunden“, und versucht ganz gezielt in „Interessengruppen“ seine/ihre Forschung zu platzieren. Das Angebot ist interessant – nicht nur für die persönliche Präsentation, sondern besonders auch in Hinblick auf mögliche Verschiebungen von Rekrutierungsschemata, direkter Beobachtung und Konkurrenz, feedback einer anonymen Masse potenzieller Lesenden, usw. usf. Es ist ja nicht auszuschließen, dass die Klick-zahlen, die alle Nutzenden sehen können in Zukunft ausschlaggebend für die Einstellung eines/r BewerberIn sind. Oder Forschungsergebnisse sollten möglichst schnell in diese Angebote hochgeladen werden, damit man auch ja als Vorreiter wahrgenommen wird.
Warum also ein Blog oder eine eigene Homepage, wie diese hier?
In erster Linie geht es mir um eine personalisiertere Vorstellung und Ergänzung zu meiner Forschung, meinen Interessen und Publikationen. Der Blog erlaubt mir, dass ich kurze Erläuterungen gebe, dass ich Artikel oder Bücher einordne und meine persönliche Motivation erkläre. Das unterscheidet dieses Blog-Format von meinen „Auftritten“ bei researchgate.net oder academia.edu.
Natürlich geht es mir auch darum, meine doch sehr auf die akademische Welt ausgerichtete Forschung, etwas zugänglicher zu machen. Akademische Geschichtsschreibung ist aus meiner Sicht auch für ein breiteres Publikum lesbar – nur haben Interessierte häufig keinen Zugang. Das Angebot in den Buchläden ist zumeist unterirdisch schlecht. Beim online-Buchversand wäre zwar alles bestellbar, doch Bücher sind teuer, Zeitschriften noch teurer und allein die Titel erklären wenig den Inhalt. Außerdem sind diese ganzen Algorithmen-basierten Angebotsseiten so ausgelegt, dass Suchende die am meisten nachgefragten Titel angeboten bekommen, nicht unbedingt die, nach denen sie suchen. Bibliotheken sind eine prima Alternative, aber dafür braucht man Zeit. Im Internet findet sich zwar alles – aber irgendwie eben auch viel zu viel.
Meine Seite ist kein Lexikon. Ich will nur einige der Themen vorstellen, an denen ich in den vergangenen Jahren gearbeitet habe. Global-, Missions- und Kolonialgeschichte sind mir wichtige Themen. Die Geschichte vor dem 20. Jahrhundert ebenfalls – sie scheint ja verstärkt hinter einer Nebelwand zu verschwinden. Ich verstehe Geschichte als Prozesse von ständigen Veränderungen, von mehr oder weniger starken und ausgewogenen Verbindungen und Trennungen. Oder wie Georges Duhamel 1939 in Combat contre les ombres schrieb: „Dans toutes les pensées des hommes, il y a du mélange: du meilleur et du pire.“